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Paul Söding - der Teilchendetektiv

26. September 2009
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Paul Söding, Teilchenphysiker (Foto: AP)
Bild: dpa

Die späten siebziger Jahre gehörten für Paul Söding zur aufregendsten Zeit seiner Forscherlaufbahn: Der Grund: Der Physiker durfte bei PETRA mitarbeiten – einem zwei Kilometer großen Teilchenbeschleuniger in Hamburg. Der Ring war brandneu und die weltweit stärkste Anlage ihrer Art.

PETRA feuerte Elektronen mit unvorstellbarer Wucht aufeinander. Mit haushohen Spezialkameras, sogenannten Detektoren, beobachteten Söding und seine Leute, ob sich bei den mikroskopisch kleinen, aber überaus heftigen Frontalkollisionen womöglich neue, bis dato unbekannte Teilchen bildeten.

Quarks, Elektonen und plötzlich: das Gluon

Die Mission hatte Erfolg. Söding und sein Team entdeckten tatsächlich ein neues, höchst ungewöhnliches Teilchen – das Gluon. Der Hintergrund: Damals etablierte sich in den Köpfen der Physiker gerade ein neues Weltbild, das Standardmodell. Demnach besteht Materie aus winzigen Elementarbausteinen, Quarks und Elektronen genannt. Zwischen diesen Bausteinen wirken diverse Naturkräfte.

Insbesondere sorgt die 'starke Kraft' dafür, dass Quarks zu größeren Teilchen zusammenkleben und zum Beispiel einen Wasserstoffkern bilden können. Das Entscheidende: Die starke Kraft wird durch das Botenteilchen Gluon übermittelt. Bildlich gesprochen flitzt es zwischen zwei Quarks hin und her und teilt ihnen mit, wie stark sie sich anziehen sollen.

Der Name des Gluons leitet sich vom englischen 'glue' (Leim) her – ein treffender Begriff, denn das Gluon kann man sich als Klebeteilchen zwischen den Quarks vorstellen.

Nobelpreisverdächtige Entdeckung

Mit seiner Teilchenkamera hat das Team um Paul Söding das Gluon 1979 erstmals nachweisen können. Damit konnten die Forscher eindrucksvoll bestätigen, dass das damals noch junge Standardmodell tatsächlich Hand und Fuß hat – eine nobelpreiswürdige Entdeckung. Doch sollte aus dem Trip nach Stockholm nichts werden, bleibt Söding, Jahrgang 1933, eine andere hochkarätige Auszeichnung: 2001 erhielt er aus der Hand des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um die Integration der ostdeutschen Physik nach der Wende.